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„Unfaire Löhne und alte Rollenbilder abschaffen“

Die stellvertretende Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, kam zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Pflege und Fürsorgearbeit nach Vilsbiburg

09.03.20 –

Zum internationalen Frauentag, der am 8.März weltweit begangen wird, kam die frauenpolitische Sprecherin Ricarda Lang zu den Landkreisgrünen nach Vilsbiburg. Sie ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen und diskutierte mit Jasmin Beinlich, Spitzenkandidatin der Kreistagsliste, Angelika Stumpf Kreisrätin und Krankenschwester und Martin Schachtl, Landratskandidat, im Gsellnhaus.

„Braucht man eigentlich noch Feminismus und Quoten? Was fehlt noch zur Gleichstellung von Frauen und Männern?“ Mit diesen Einstiegsfragen starteten die Podiumsteilnehmerinnen in die Diskussion.

Noch immer wird der Großteil der Familienarbeit und Fürsorgearbeit von Frauen ausgeführt. Statistisch kümmern sie sich viermal mehr Frauen um Kindererziehung, Haushalt und Familie, teilweise kommt noch die Pflege der Eltern dazu und das alles oft noch zusätzlich zur Erwerbsarbeit. Diese Doppelbelastung macht sich nicht nur oft gesundheitlich bemerkbar, spätestens wenn der Rentenbescheid vorliegt, müssen die Frauen erkennen, dass sie durch Erziehungszeiten und Teilzeitarbeit auch noch entsprechend geringere eigene Renten zu erwarten haben.

Das Ehegattensplitting, das steuerlich die finanzielle Abhängigkeit vom Mann zementiert, gehöre endlich abgeschafft, stattdessen sollte unbezahlte Familienarbeit deutlich stärker bei der Rentenberechnung anerkannt werden, so Lang. „Ich möchte auch gar nicht, dass mich jemand bezahlt, wenn ich beispielsweise für meine kranken Eltern da bin. Aber Kinder und Fürsorge dürfen kein Armutsrisiko darstellen“ so Ricarda Lang.

Frauen sind auch diejenigen, die zu 80 Prozent die beruflich höchst qualifizierte Pflege und Erziehungsarbeit ausüben, ohne dass dies im Vergleich zu technischen Berufen entsprechend finanziell honoriert wird.

Der Equal-Pay-Day, der Tag, an dem auf noch immer ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern hingewiesen wird, ist weiterhin nötig. Das hänge auch damit zusammen, dass Frauen oft so sozialisiert seien, dass sie weniger selbstbewusst und gewerkschaftlich organisiert auftreten. So haben sie keine vergleichbare Lobby, um ihre berechtigte Forderung nach fairer Bezahlung durchzusetzen.

Während der Bundesgesundheitsminister auf Werbetour nach Spanien und Mexiko reist, um dort Pflegepersonal anzuwerben, lässt der Innenminister hier lebende und qualifizierte Pflegekräfte wie nicht nur in Vilsbiburg geschehen, abschieben, kritisierte Andrea Ideli.

In der Schlussrunde ging es um Maßnahmen, wie mehr Geschlechtergerechtigkeit erreicht werden kann: Es müsse ein kultureller Wandel stattfinden, dazu seien Quoten bei Einstellungen und auch in der Politik (noch) nötig um wirkliche Parität herzustellen. Die Grünen sind mit ihrer Frauenquote sehr erfolgreich, meinten die beiden Kreistagskandidatinnen Jasmin Beinlich und Angelika Stumpf. Familienarbeit müsse gerecht aufgeteilt werden, dazu sei nötig, dass ebenso viele Männer wie Frauen in Erziehungsurlaub gingen. „Junge Frauen müssen selbstbewusster erzogen werden, um ihre Rechte im Beruf und bei Beförderungen einfordern zu können“, ergänzte Martin Schachtl, Vater von 3 Töchtern.

„Man muss an die Löhne ran“, ergänzte Ricarda Lang, denn der Pflegenotsstand sei hausgemacht. Arbeit an den Menschen darf nicht, wie in vielen privatisierten Kliniken, zur Gewinnerzielung dienen, denn dies gehe immer zu Lasten der Pflegerinnen, und damit auch der Patienten. Deswegen sei es absolut richtig, die Krankenhäuser in kommunaler Hand zu belassen.

Auch im Landkreis und in den Kommunen könne einiges für die Gleichstellung getan werden, so Landratskandidat Martin Schachtl. Dazu gehöre etwa ein flächendeckender Kita- und Hortausbau, Mobilität, unabhängig vom Fahrdienst mit dem eigenen Auto, Frauen in kommunalen Führungspositionen, sowie wirksame Gewaltschutzkonzepte.

„Ich bin stolz, dass wir Landkreisgrüne einen unserer Schwerpunkte auf feministische Kommunalpolitik legen“, so Sprecherin Marlene Schönberger.

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