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17.07.18 –
Die Entscheidung der Grünen, den frisch renovierten Bahnhof Landau als Ort für die erste Veranstaltung für den Wahlkampf zu den Oktober-Wahlen zu nehmen, darf durchaus programmatisch verstanden werden. "Wir bekennen uns klar zu einem starken ÖPNV, für die die Bahnhöfe wichtige Knoten sind", so Christine Aigner bei ihrer Begrüßung zum Wahlkampfauftakt im Landkreis Dingolfing-Landau. Bei dieser Veranstaltungen stellten sich die lokalen Kandidaten für den Landtag und den Bezirkstag vor.
Christine Aigner betreibt eine Nebenerwerbslandwirtschaft und steht als 57jährige Oma in der Mitte eines Vier-Generationenhauses und sieht sich damit als Repräsentantin einer noch immer lebendigen ländlichen Kultur, die aber leider von der Politik und den Berufsverbänden kaum mehr wahrgenommen wird. Denn noch immer sind es vor allem die Kleinbauern, die große Landstriche Niederbayerns prägen. Tatsache ist aber, dass mittlerweile 80% der Subventionen von nur 20% der Betriebe abgegriffen werden. Tierschonende Haltungsweisen, also das Beibehalten der Hörner bei Kühen, der Ringelschwänze bei Schweinen oder der Schnäbel bei Hühnern sind nicht subventionswürdig, wenn dies schon lange gängige Praxis auf dem Hof ist. Christine Aigner kandidiert direkt für den Bezirkstag und möchte dies mit der Werbung für die wichtigen sozialen Aufgaben des Bezirks verbinden, der immerhin für 1,2 Mio Menschen einer der wichtigsten Träger stationärer und ambulanter Hilfe ist.
Marlene Schönberger machte in ihrer Vorstellungsrede ihre besondere Betroffenheit von aktuellen Entscheidungen und Fehlleistungen deutlich. Als 27jährige Frau werde ihr künftiges Leben nicht nur von den Folgen einer dramatischen Klimaerwärmung geprägt sondern auch von den Folgen einer ungerechten Bildungspolitik, von gravierenden Nachteilen des weiblichen Teils der Gesellschaft und von wachsendem Nationalismus und Egoismus. Als Kind wurde ihr ein Europa ohne Grenzen in die Wiege gelegt was sie als Selbstverständlichkeit kaum wahrgenommen hat. Mit Erschrecken sehe sie sich jetzt aber mit einem Europa konfrontiert, das mit starker bayerischer Beteiligung sich zunehmend an nationalen Egoismen von Strache, Kurz und Orban orientiert. Bayern organisiert die härtesten und unmenschlichsten Abschiebungen und nimmt dabei gerade die Flüchtlinge ins Visier, die am leichtesten zu greifen sind, weil sie sich in der Schule, in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz aufhalten. Christliche Werte scheinen nur noch als Symbol wichtig zu sein, die Familie nur dann, wenn sie deutsch ist.
Als Doktorandin hat Schönberger eine lange schulische Laufbahn hinter sich und dabei erkannt, dass schulische Bildung und Chancen maßgeblich vom Geldbeutel der Eltern abhängig sind. Wenn 1 Million in unserem Land nicht flüssig lesen und schreiben können, dann sei etwas falsch gelaufen, so Schönberger. Das Gebot der Stunde seien mehr Gemeinschafts- und Ganztagsschulen und kleiner Klassen um die unterschiedlichen sozialen Voraussetzungen ausgleichen zu können. Dingolfing-Landau ist der Landkreis mit den größten Einkommensunterschieden zwischen Mann und Frau, was die unterschiedliche Wertschätzung typsicher geschlechtsspezifischer Berufe zeigt. Eine der wichtigsten Triebfedern für Schönbergers Engagement ist es für eine echte Gleichstellung zu kämpfen, also für gleiche Bezahlung, für verbindliche Quoten, für die Unterstützung Alleinerziehender z.B. durch flächendeckende Kinderbetreuung. Die Unterfinanzierung von Frauenhäusern und -notrufen müsse eine Ende haben. Nicht zuletzt liegt Schönberger eine stärkere Einbeziehung der jungen Generation in die Politik am Herzen und möchte deshalb eine drastischen Herabsenkung des Wahlalters erreichen. "Damit sich etwas ändert", so die Direktkandidatin des Wahlkreises 202 für den Landtag.
Rudi Schöberl ist örtlicher Listenkandidat für den Bezirkstag und sieht sich als Sozialpolitiker in einer christlichen Tradition. Er werde es nie verstehen, wie die selbe Person das Aufhängen von Kreuzen anordnen und gleichzeitig Lebensretter und Helfer in die Nähe von Kriminellen rücken könne, sobald es um Flüchtlinge gehe. Schöberl skizzierte seinen ehrenamtlichen Werdegang im Roten Kreuz, im Jugendring, im Marktrat Frontenhausen und deutete sein jetziges grünes Engagement als nötige Konsequenz. Sein Ziel sei es den Helfern zu helfen, also bei der Hilfe zur Pflege, bei der Eingliederungshilfe, bei Fahrdienstleistungen, immer im Hinblick auf eine offene Gesellschaft. Er will das Ganze im Blick haben, Zuversicht statt Angst verbreiten, Lösungen anbieten statt solche zu verweigern, mutig vorangehen wenn andere zögern. Als Motto hat er sich gewählt: "Handeln statt reden".
Mia Goller ist niederbayerische Spitzenkandidatin für den Bezirkstag. Der Bezirk ist einer der wichtigsten Träger sozialer und kulturpolitischer Aufgaben. "Und wenn ich daran denke, dass Politiker von der AFD, die erklärtermaßen mit diesen Themen auf Kriegsfuß stehen, in Fraktionsstärke einziehen werden, kriege ich Angst". Goller hofft mit erstarkten Grünen, diesem Trend entgegentreten zu können.
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