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09.07.12 –
Am 11.7.2012 sprachen Mdl Adi Sprinkart, selbst Biobauer und der Tierarzt Dr. Ruppert Ebner in Hohentann im Vilserwirt zum Thema "Welche Auswirkungen hat die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft für Bauern und Verbraucher?"
Das aufgezeigte Bild ist düster: die nachfolgende Kurzzusammenfassung gibt noch einmal das dort gesagte wieder:
Adi Sprinkart, Biobauer und MdL:
Bei der Tiermast ist ein rasanter Anstieg der Bestandsgrößen feststellbar. Für die Stallbauten gibt es Investitionsbeihilfen vom Staat, allerdings nur für Großbestände.
Für holländische und dänische Tiermäster ist Deutschland ein gelobtes Land. Es gelten geringere Standards bei Umweltschutz, Tierschutz und beim Lohnniveau. Deshalb ist das Argument von der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Tierproduktion falsch. Die Deutschen erregen bei den europäischen Nachbarn Ärgernis, da sie durch Lohndumping und geringe Umwelt- und Tierschutzstandards die Märkte in den Nachbarländern kaputt machen.
Die Folge: Tiere aus Holland und Belgien werden in Deutschland geschlachtet, Gülle wird in Deutschland ausgebracht, holländische Bauern bauen in Ostdeutschland riesige Mastbetriebe auf. (in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind bereits über 50 Prozent der Tiermastanlagen in holländischem Besitz).
In den großen Schlachthöfen Niedersachsens arbeiten Menschen aus Osteuropa unter menschenunwürdigen Bedingungen. Da für diese Arbeiter kein Mindestlohn greift, können die deutschen Schlachtbetriebe so günstige Preise anbieten, dass es zu großen Tiertransporten aus Holland, Belgien und Dänemark kommt. Auch im übrigen Land hängen die Tiertransporte von den Preisen ab. Da der Transport zu billig ist, lohnt es sich, Tiere zu weit entfernten Schlachthöfen zu fahren, wenn dort das Schlachten ein paar Cent billiger ist. Das führt zu unnötigem Tierleid beim Transport.
Es gibt zusätzlich einen Konzentrationsprozess bei den Schlachthöfen und bei den Betreibern der Schlachthöfe. Einige wenige Konzerne (z.B. Vion) besitzen den Großteil aller Schlachthöfe.
Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die Landwirte:
auf die Verbraucher:
Billiges Fleisch
Was ist artgerechte Landwirtschaft? Die Fachleute sind sich einig, dass es zu keinen Eingriffen am Tier kommen darf (Schwänze abschneiden, Schnäbel kürzen, Enthornen (strittig), Kastration ohne Betäubung)
Aussage eines Wissenschaftlers der TU München (Heißenhuber): Die DüngemittelVO ermöglicht eine Menge an Wirtschaftsdünger, die mit der guten fachlichen Praxis nicht mehr übereinstimmt.
Dr. Rupert Ebner, Tierarzt
Statistik: die FAO erwartet in den nächsten 40 Jahren eine Verdopplung des Fleischkonsums weltweit. In Westeuropa und USA ist eine Steigerung kaum mehr möglich, aber in den Schwellenländern gibt es starke Zuwächse.
In Europa insgesamt geht die Tierhaltung zurück, nicht aber in Deutschland (vor allem Schweine- und Hähnchenmast). Grund: die niedrigen Standards bei Umwelt- und Tierschutz.
Beispiel LK Landshut: 2009 gab es hier 244.000 Schweine (+ 20% zu 2003) und 439.000 Hähnchen (+ 23% zu 2003)
Statistik: beim Schweinefleisch ist Deutschland der drittgrößte Produzent der Welt, beim Fleisch insgesamt der Viertgrößte. Und die Zahlen steigen weiter. Die größten Zunahmen gab es bei der Geflügelproduktion (2012 stieg die Zahl um 10 % gegenüber 2011).
Deutschland ist Nettofleischexporteur.
Die Übertragung industrieller Maßstäbe auf die Tierhaltung hat folgende Schwerpunkte:
Das heißt, größte Produktivität unter minimalem Einsatz von Produktionsmitteln.
Eine Industrialisierung der Fleischerzeugung darf aus Tierschutzaspekten nicht erlaubt werden.
Antibiotika sind das Schmiermittel in der Tiermast. Hohe Bestandsgrößen, ungeeignete Haltungsbedingungen und hygienische Mängel führen zum systematischen Verabreichen von Antibiotika. (z.B. Kälbermast: 100 % der Tiere, Geflügelmast: > 90 % der Tiere, Schweinemast: > 60 % der Tiere wurden mit Antibiotika behandelt)
Die Antibiotika werden häufig von den Landwirten selbst verabreicht (9 von 10 Tierärzten geben Antibiotika, ohne die Tiere gesehen zu haben): das widerspricht dem Arzneimittelgesetz.
→ die staatliche Überwachung hat hier völlig versagt
Abhilfe: für Arzneimittel darf es keinen „Großkundenrabatt“ geben.
Antibiotika-rückstände im Fleisch: vor 15 Jahren ist man vom Grundsatz abgewichen, dass Fleisch rückstandsfrei sein muss. Seither gibt es den MRL – Wert (maximum residue limits). Das ist der Wert, der als „unbedenklich“ gilt.
Ausblick: Wenn sich die Bauern und die Politik nicht bewegen, wird der Einzelhandel neue Standards setzen. So macht das jetzt bereits Aldi (Äpfel dürfen nur 4 x gespritzt werden).
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