Wo die Schule zur Familie wird

02.06.11 –

Mit der gebundenen Ganztagsschule an Gymnasien verhält es sich in Bayern noch so, wie mit den Luchsen. Man redet viel darüber, aber man findet sie nur äußerst selten. Eine Ausnahme bildet das St.-Gotthard-Gymnasium in Niederalteich. Dort ist der Ganztagsunterricht bis zur zehnten Klasse die Regel und die Anfänge reichen bis ins Jahr1968 zurück. Die Landshuter Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen konnte der Schule einen Besuch abstatten.

Drei Stunden lang hatten sie Gelegenheit, ihren Betreuer Hans Hösl, den Schulleiter Gerhard Gilch und dessen Stellvertreter Hubert Kaineder mit Fragen zu löchern. Hauptinteresse der Grünen war es, die architektonischen Angebote eines Schulhauses für Kinder zu erkunden, die dort von 8 bis 16 Uhr den Tag verbringen. Die grüne Fraktion hatte deshalb zwei Architekten zu der Besichtigung hinzu geladen. Frau Stefania Di Pisa vertrat das ausführende Architekturbüro in Landshut und Josef Rosner war in seiner Doppelfunktion als fachkundiger Architekt und auch als niederbayerischer Bezirksvorsitzender der Grünen dabei.

Eine entscheidende Lektion war für die Grünen, dass für das Gelingen einer guten Schule die Architektur erst an dritter Stelle stehe. In Niederalteich erlebten sie, dass ein vertrauensvolles Miteinander zwischen den äußerst engagierten Lehrern und den Schülern sowie ein kluges pädagogisches Konzept die Schule prägen. Dieses Konzept wurde mit Hilfe der Universität Regensburg entwickelt und ist vom Menschenbild der Benediktiner getragen. Das musische und sprachliche Gymnasium kennt für die Klassen 5 bis 10 ausschließlich den gebundenen Ganztagsunterricht. Schulleiter Gerhard Gilch kann sich gar nichts anderes mehr vorstellen. Die Schüler profitieren davon, weil man differenziert auf deren Lernfortschritte eingehen könne, etwa durch Sonderprogramme in Mathematik, erläuterte Gilch. Aber auch für die Eltern sei die Ganztagsbetreuung ein Vorteil.


Hans Hösl erläuterte, wie Bildung und Erziehung ineinander griffen. Die Lehrer würden sich dabei intensiv in das Schulleben einbringen. Manche würden ihre Hobbys mit Schülern teilen. Standard sei es, mittags gemeinsam zu essen und sich am Ende des Schultags an der Bushaltestelle zu verabschieden. Gefragt nach dem idealen Lehrerzimmer würde er sich drei Räume wünschen. Einen Kommunikationsbereich, einen Arbeitsraum mit Computern und einen Silentiumraum, in dem etwa Schulaufgaben korrigiert werden könnten. Als weitere Anregung nahmen die Grünen mit, die Differenzierungsräume für den Ganztagsunterricht immer zwischen zwei Klassenzimmern anzulegen, so dass sie wechselseitig benutzt werden können. Gespräche mit Schülern zeigten, wie wichtig die Schule als soziale Begegnungsstätte ist. Die Gestaltung der zentralen Räume sei deshalb eine besondere Herausforderung. In der Gewissheit, eine ganz außerordentliche Schule besucht zu haben, werden die Grünen nun in die Detailplanung mit den Architekten einsteigen.

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