B 15neu: „Zurück auf Los?“

In Anlehnung an ein bekanntes Gesellschaftsspiel beschreibt wohl dieses Zitat am besten die Botschaft, die am vergangenen Donnerstag (1. Juli 2021) auf dem sogenannten Dialogform Ost-Süd-Umfahrung Landshut verkündet wurde: Trasse 1 c soll es nun richten! - Das hatten wir doch schon einmal!

13.07.21 –

In Anlehnung an ein bekanntes Gesellschaftsspiel beschreibt wohl dieses Zitat am besten die Botschaft, die am vergangenen Donnerstag (1. Juli 2021) auf dem sogenannten Dialogform Ost-Süd-Umfahrung Landshut verkündet wurde: Trasse 1 c soll es nun richten!

Das hatten wir doch schon einmal!

Wenn es ihn gibt, den Déjà-vu-Effekt, dann hier! Einmal im Kreis haben wir uns gedreht. Nur dass diese Kreisdrehung zwölf Jahren wertvolle Zeit für sinnvollere Dinge hat verstreichen lassen. Hierzu gehört z. B. die Erarbeitung eines modernen und zukunftsfähigen Verkehrskonzeptes für den Raum Landshut und – viel wichtiger noch – der Beginn dessen Umsetzung.

Jetzt sind wir (fast) genauso weit wie einst 2009. Inzwischen sind aber Stadt und Landkreis Landshut an Einwohnern gewachsen, der Quell- und Zielverkehr hat weiter zugenommen, hinsichtlich eines zukunftsfesten, übergreifenden Verkehrskonzepts (egal ob zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto und mit der Bahn oder dem ÖPNV) herrscht Stagnation.

Was für eine Verschwendung von Zeit, Ressourcen und Geld!

Wenn es darum ging, in Autobahnmanier Richtung Süden zu bauen, dann hat nun die Festlegung des Staatlichen Bauamtes Landshut auf 1c gezeigt, dass die damalige Autobahndirektion Südbayern planerisch mit ihrer 2009 vorgelegten Trassenführung (Vorentwurfsplanung) schon die gleichen Ideen hatte.

Und lauscht man aktuell der Begleitmusik vom Spielfeldrand, dann war die damalige Autobahndirektion Südbayern auch mit ihrem Vorschlag eines ca. 2,1 km langen Tunnels durch die Isarhangleiten 2009 planerisch bereits damals auf der Höhe der Zeit.

 

Kurzer Exkurs zur Tunnelerkundung:

Bereits im April 2002 war der Regionalplanungsverband Landshut auf einer turnusmäßigen Sitzung von Regierungsseite darüber informiert worden, dass ein solcher Tunnel voraussichtlich von Nöten sein würde: „Man gehe derzeit davon aus, dieses FFH-Gebiet mit einem Tunnel zu  unterqueren“, hieß es damals.[1] Errichtet worden war dieses FFH-Gebiet ein Jahr zuvor am 26. Oktober 2001.[2] In den Jahren von 2007 bis 2008 wurde daher ausgiebig die Errichtung eines zweiröhrigen Tunnels mit jeweils zwei Fahrstreifen erkundet. Hierfür wurden geologisch-geotechnische sowie umwelttechnische und wasserwirtschaftliche Belange in Betracht gezogen.[3]

Das Bild zeigt die bisher geplanten Trassen der B15neu.

Dreimal nun schon wurden frühere Planungen der Autobahndirektion Südbayern durch die neueren Planungen in ihren Grundsätzen bestätigt:

  • Erstes Mal:Trasse 1c und die Trasse von 2009 sind im ihrem Verlauf ähnlich!
  • Zweites Mal: Ein ca. 2,1 km langer Tunnel soll das Projekt erträglicher machen!
  • Drittes Mal: ?

 

    Genau! Der Deckel bei Ohu (auch „Tunnel Ohu“ genannt). Ja, dieser war bereits Bestandteil der Planungen von 2009.

    Welches Kosten-Nutzen-Verhältnis wäre da herausgekommen?

    Warum nur hat man den Deckel und den langen Tunnel nicht bereits im Projektsteckbrief bei der Aufstellung des Bundesverkehrswegeplanes berücksichtigt? Fest steht: Beide – ein „langer Tunnel“ und ein Deckel auf der Grundwasserwanne – kosten Geld. Der Tunnel sogar sehr viel Geld; von 90 Mio. € ist hier die Rede.[4] Ohne diese Kosten berechnet sich ein anderes Kosten-Nutzen-Verhältnis als mit.

    ⇒ Hätte es das Vorhaben einer „östlichen Ortsumfahrung“ 2016 damit überhaupt noch in den Bundesverkehrswegeplan 2030 geschafft?

     

    Noch ein Einschub: Kosten:

    Für das Bundesverkehrswegeplan-Projekt „B 15, O-OU Landshut (A 92 - B 299)“ hatte das Staatliche Bauamt 2018 auf seiner Homepage die Kosten mit 213,9 Mio. € angegeben. Inzwischen steht hier ein auf 439,5 Mio. € aktualisierter Wert.[5] Das ist eine satte Kostensteigerung von 105 % gegenüber dem Wert im Bundesverkehrswegeplan 2030 und das ohne, dass bisher überhaupt Baurecht erwirkt worden wäre oder auch nur irgendein Kubikmeter Sand und Zement zu Beton angerührt worden wäre. Das entspricht den knapp 440 Mio. €, die zuletzt für die Variante mit "langem Tunnel" genannt worden waren.[6] Bei knapp 10,9 km Länge wären das sage und schreibe etwas mehr als 40 Mio. € pro Kilometer Straße!!!

    Und selbst diese 440 Mio. € sind noch nicht in Stein gemeißelt: Denn zu den Kosten für die Querung des FFH-Gebietes der Isarhangleiten erklärt das Staatliche Bauamt Landshut: „Insbesondere der vorhandene Rutschhang und die Grundwasserverhältnisse müssen näher erkundet werden, um die Kosten für die Bautechnik belastbarer abschätzen zu können.“[7] Da könnte durchaus noch eine größere Schippe an Kosten hinzukommen. Ein Fass ohne Boden?

    Der Vorentwurf der Autobahndirektion Südbayern von 2009 erhielt am 6. Februar 2012 den Sichtvermerk des Bundesverkehrsministeriums, das somit jenen Planungsstand (mit Deckel und „langem Tunnel“) zustimmend zur Kenntnis nahm.[8] Da ist es schon erstaunlich, wenn vom Spielfeldrand nun die Aussage aus dem Verkehrsministerium gefeiert wird: „Die verträglichste Lösung ist am besten, auch wenn sie teuer ist“. Noch erstaunlicher ist aber, dass das Ministerium bei der Aufstellung des Bundesverkehrswegeplanes 2030 nicht nachgehakt hat, warum der „lange Tunnel“ und damit einer der wesentlichen Kostenblöcke nicht Bestandteil der Projektanmeldung war. Die Querung der Isarhangleiten mit einem langen Tunnel war doch bereits vor 12 Jahren für das Projekt gesetzt!

    Schade für das zwischenzeitlich verschwendete Steuergeld wenn dabei nicht viel mehr herauskommt, als auf einen Planungsstand zurückzufallen, der dem aus dem Jahr 2009 zum Verwechseln ähnlich sieht! Wobei: Der Planungsstand aus dem Jahr 2009 zeigte damals z. B. bereits schon die Lage von Entwässerungsanlagen. Gemäß Homepage des Dialogforums ist beim jetzigen Planungsstand zu beachten, dass diese noch nicht enthalten sind.[9]

    ⇒ Wie viele Jahre werden nun wieder ins Lande gehen müssen, bis dieses Projekt endlich im Archiv für „verkehrspolitische Irrwege“ landet und endgültig ad acta gelegt wird?

    12 Jahre verlorene Zeit, um den Raum Landshut in Sachen Mobilität modern und zukunftsfähig aufzustellen! B 15neu: Wir sagen, damit muss ab der A 92 endgültig Schluss sein!

     

     

    Anmerkungen / Quellenangaben:

    O-OU = östliche Ortsumfahrung

    [1] www.region.landshut.org/termine/archiv/plausschuss/gemsitz/gemsitz57.htm

    [2] www.regierung.niederbayern.bayern.de/internet/media/aufgabenbereiche/5u/naturschutz/verordnungen/nsgv74_ehemaliger_standortuebungsplatz_landshut_mit_isarleite.pdf

    [3] www.baugeologie.de/index.php/de/tunnel-eisgrub.html

    [4] Landshuter Zeitung: Einschnitt in ein Generationenwerk, 10.07.2021

    [5] www.stbala.bayern.de/strassenbau/projekte/B21S.ABBA0035.20.html und https://www.stbala.bayern.de/strassenbau/projekte/B21S.ABBA0035.10.html

    [6] [7] www.ou-landshut.de/images/pdfs/2021-07-01_B015n_Pr%C3%A4sentation_7_Dialogforum.pdf

    [8] www.bvwp-projekte.de/strasse/B015-G070-BY-T01-BY/B015-G070-BY-T01-BY.html

    [9] http://www.ou-landshut.de/index.php/voruntersuchung

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