„Ver­kehrs­pla­nung von vor­ge­stern“

„Wunsch­red­ner“ Cem Öz­de­mir zu Gast bei B15 neu-Geg­nern – Schie­ne statt Stra­ße

04.09.18 – von Gunnar Gifthaler - Landshuter Zeitung –

Der Bau der B15 neu treibt die Region Landshut seit 40 Jahren um – wie sehr, wurde wieder deutlich, als am Sonntag Cem Özdemir, Vorsitzender des Bundesverkehrsausschusses, beim Vilserwirt in Altfraunhofen zu Gast war. Im prall gefüllten Festsaal sprach er auf Einladung der „Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahntrasse Regensburg-Rosenheim“ über Sinn und Unsinn von „veralteten Verkehrsplanungen“. Auch die Landtagsabgeordneten der Grünen, Rosi Steinmeier und Landtagswahl-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann, waren sich einig: Die Weiterführung der B15 neu sei eine nicht mehr zeitgemäße Fehlplanung.

Als „unsinnige und zerstörerische Straße“ bezeichnete Gisela Floegel, Vorsitzende der B15 neu-Gegner, gleich zur Begrüßung das Projekt. Anhand eines animierten Films über den geplanten Streckenverlauf der Trasse 1b erläuterte sie, welche Schneise die Straße durch die Landschaft schlage. Die Gegner plädieren dafür, die B15 neu an der A 92 enden zu lassen und lehnen alle Trassenvarianten ab.

Da Cem Özdemir Vorsitzender des Bundesverkehrsausschusses ist, sei er der „Wunschredner“ für eine solche Veranstaltung, erklärte Altfraunhofens Bürgermeisterin Katharina Rottenwallner. Özdemir warnte davor, an „Konzepten aus früheren Epochen“ festzuhalten.

Es müssen diejenigen Projekte vorangebracht werden, die intelligent und zeitgemäß seien. So sei es eine Frage des gesunden Menschenverstandes, nichts Neues hinzubauen, wenn man noch nicht einmal den Bestand erhalten könne, so der Bundestagsabgeordnete. „Sanierung vor Neubau“ lautete sein Motto. Fünf Prozent aller Brücken in Deutschland, 2 500 an der Zahl, seien in mangelhaftem Zustand. Man solle sein Geld darauf konzentrieren, was schon da sei, so Özdemir. Er verstehe es nicht, dass der Straßenbau in Deutschland immer noch Priorität vor der Schiene habe. Dabei trage der Verkehr hierzulande bisher nichts zu den Klimaschutzzielen bei.

Die Weiterführung der B15 neu habe aus seiner Sicht hohe Kosten und keinen Nutzen. Die Mobilität der Zukunft müsse „sauber, pünktlich und bezahlbar“ sein. Dazu gehöre es auch, die Eisenbahnen zu hundert Prozent elektrisch und nicht mit Diesel zu betreiben.

Der Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann sagte mit Blick auf die B15 neu: „Das ist eine Narbe im Gesicht Bayerns“. Bayern sei infrastrukturell bereits gut erschlossen, man dürfe jetzt nicht die falschen Schwerpunkte setzen. In der bayerischen Regierung werde immer nur an das Auto gedacht, dabei sei es die Aufgabe der Politik, den Verkehr endlich auf die Schiene und den öffentlichen Nahverkehr zu bringen. Gerade auf dem Land müsse man auch ohne Auto mobil sein und die Busanbindungen massiv ausbauen. Der Flächenfraß der B15 neu sei gigantisch, man werde beim Volksbegehren gegen die Betonierung der Heimat weiterkämpfen, so Hartmann.

Auch MdL Rosi Steinberger warnte: „Das Ding heißt zwar Bundesstraße, ist aber faktisch eine Autobahn“. Vier Spuren mit Mauer in der Mitte plus Standstreifen bedeuten etwa 28 Meter Breite, „eine gigantische Zerstörung der Landschaft“, so Steinberger.

Wenn die Trasse erst vier- und dann zweispurig sei, sei sie planerisch weder als echte Ortsumfahrung, noch als Fernverkehrsstraße geeignet. Wer auf der jetzigen B15neu schon mal gefahren sei, sehe außerdem, dass es sich um eine Geisterautobahn handele. „Und jeder weiß, bis Rosenheim wird die sowieso nie gebaut“, prognostizierte sie.

Abgesehen von den gigantischen Gesamtkosten von einer Milliarde Euro für das Projekt, so Steinberger, müsse generell stärker auf Bus und Schiene gesetzt werden. Wenn man in diesen Bereichen gute Angebote liefere, würden das die Menschen auch nutzen: „Es braucht endlich einen Landshuter Verkehrsverbund“.

Die B15 neu hingegen orientiere sich am Planungsstand von vor 40 Jahren. „Seit 40 Jahren stehen wir vor einem Scherbenhaufen an Fehlentscheidungen“, verkündete Steinberger. Lob gab es von ihr, mit einem Seitenblick zu Bürgermeisterin Rottenwallner, dass gemeindeübergreifend gut zusammengearbeitet werde, um die Trassenführungen noch zu verhindern.

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