Tschernobyl – war da was?

18.04.11 –

Unter diesem Motto stand am Freitag, 15.4. die Veranstaltung der Petra-Kelly-Stiftung im Gasthof zur Insel in Landshut. Die Grünen aus Stadt und Landkreis hatten dazu eingeladen.

Prominente Redner dieser Veranstaltung waren Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament und Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz.

In einem Grußwort stellte Armin Reiseck, Sprecher des Landshuter Bündnisses für Atomausstieg, die örtlichen Aktivitäten vor. Besondere Schwerpunkte werden die Mahnwache am 25.4. und die Großdemo in Landshut am 28. Mai sein, so Reiseck.

Rebecca Harms berichtete von den Erfahrungen, die die Welt aus Tschernobyl gelernt hatte. „Wir Deutschen werden oft als hysterisch hingestellt, wenn es um den Atomausstieg geht“, so Harms. In Wahrheit ist der große Wendepunkt schon 1986 geschehen. Einige Länder sind damals komplett aus der Atomenergie ausgestiegen, wie Österreich und Italien. Und fast alle westeuropäischen Länder haben seitdem auf den Zubau weiterer Kraftwerke verzichtet. In den USA werden übrigens schon seit 1979 keine neuen AKWs mehr gebaut, damals ereignete sich der Unfall von Harrisburg.

Sebastian Pflugbeil setzte den Vortrag fort. Er berichtete, dass bei der Katastrophe von Tschernobyl Zehntausende von Todesopfern zu beklagen waren.  Viele Menschen sind in den ersten Jahren nach dem GAU an Krebs gestorben und die Auswirkungen sind bis heute zu spüren. „Sogar die Kinder der damals Betroffenen werden noch heute krank“, berichtete Pflugbeil. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass genetische Schäden eingetreten sind, die sich auf die kommende Generation auswirken.“

Aber auch in Bayern gab es gravierende Folgen von Tschernobyl. „Die Missbildungen von Neugeborenen sind in Bayern nach Tschernobyl deutlich gestiegen und auch für Kinder mit Down Syndrom gab es 1987 einen deutlichen Anstieg.“

Im Unglücksreaktor von Tschernobyl befindet sich nach Aussage von Pflugbeil nur noch ein kleiner Bruchteil des radioaktiven Inventars. „Es macht meiner Ansicht nach keinen Sinn, einen weiteren Sarkophag für viele Milliarden zu bauen“, meinte Pflugbeil. „Aber eine der größten Baustellen in Europa bietet natürlich gute Verdienstmöglichkeiten für die internationalen Bau-Großunternehmen.“ Nach Pflugbeil wäre viel sinnvoller, das Geld in die dortigen Krankenhäuser zu investieren, denn die Menschen sterben bis heute and den Folgen dieses GAUs.

Auf Fukushima bezogen merkte Pflugbeil an, dass dort ein Vielfaches an Radioaktivität vorhanden im Vergleich zu Tschernobyl. Er schätzte, dass deshalb in Japan noch mehr Menschen betroffen seien. „Was sich in diesen Reaktoren abspielt, weiß kein Mensch“, so Pflugbeil. Wir werden noch monatelang Katastrophenmeldungen ertragen müssen und keiner weiß, wie man die Situation in den Griff bekommen kann.

Abschließend ging Rebecca Harms auf die derzeitigen Ausstiegspläne in Deutschland ein. „Was bei uns passiert, hat eine Schlüsselrolle für die Welt.“ Wir sollten uns jetzt nicht über Jahreszahlen streiten, sondern dafür sorgen, dass der Ausstieg wirklich unumkehrbar bleibt.

In der folgenden engagierten Diskussion wurden auch die Jodtabletten angesprochen. „Ich halte es für sinnvoll, diese schon jetzt an die Bevölkerung auszugeben“, so Pflugbeil. Die Verteilung im Katastrophenfall wird nicht funktionieren. Und so sei sichergestellt, dass wenigstens ein Teil der Bevölkerung sich gegen Schilddrüsenkrebs schützen könne. Zum Schluss bewertete Pflugbeil die aktuellen Katastrophenschutzpläne mit einem Satz: „Diese Pläne sind eine Katastrophe.“

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