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26.07.13 –
"Ich halte nichts davon, praktische Begabung gegen theoretische Fähigkeiten auszuspielen. Ich bin ganz froh, dass mein Zahnarzt auch praktische Fähigkeiten hat“, begründete die stellvertretende Ministerpräsidentin ihre Meinung, dass sie eine Trennung im Schulsystem in praktische (sprich Mittelschule) und theoretische (sprich Gymnasium) Bereiche für verkehrt hält.
Sylvia Löhrmann, die Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen besuchte am vergangenen Sonntag auf Einladung von Günther Sandmeyer Vilsbiburg.
Die Bezirksvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Rosi Steinberger und Stadträtin Gisela Floegel begrüßten die grüne Bildungspolitikerin. Bei einem bildungspolitischen Frühschoppen im Cafe Konrad erklärte Löhrmann die Veränderungen im Schulsystem, die sie als Ministerin begonnen und durchgeführt hat. Wichtig war ihr dabei die grundsätzliche Aussage, dass alle Veränderungen sehr gut auf ihre Folgen durchdacht sein müssen. Denn gerade im Bildungsbereich ist alles stark vernetzt und eine Änderung in der Schulstruktur hat eben auch Auswirkungen auf den Unterrichtsalltag, den Einzugsbereich der Schule bis hin zur Lehrerausbildung. „Schulentwicklung heißt, eine tickende Uhr zu reparieren, deshalb muss man sehr vorsichtig sein“, so Sylvia Löhrmann.
Daher sei es falsch, Schulstrukturen von oben überstülpen zu wollen, Schule wachse von unten. Das Land NRW setzte auf eine Ermöglichungsstrategie, so dass die Kommunen selbst entscheiden können, was sie haben wollen. Eingeführt wurde die sogenannte Sekun-darschule, alle anderen Schularten blieben bestehen. Die Sekundarschule vereint Mittelschule und Realschule und hat über eine Kooperation mit einem Gymnasium oder einer Ge-samtschule immer die gesicherte Anschlussmöglichkeit. Die Sekundarschule ist eine Ganz-tagesschule die Schüler lernen auf jeden Fall bis Klasse 7 gemeinsam können aber auch bis 10 gemeinsam lernen.
Die stellvertretende Ministerpräsidentin machte deutlich, dass man das 3-gliedrige Schulsys-tem im ländlichen Raum nicht mehr vorhalten könne.
Für die Bürgermeister und Stadträte vor Ort liegen die Vorteile deshalb klar auf der Hand. Wenn die Kinder nicht mehr ausreichen, um eine Mittel- und eine Realschule zu betreiben, besteht die Gefahr, dass die Gemeinde ohne eine weiterführende Schule dasteht. Bildungs-einrichtungen vor Ort sind heute jedoch harte Standortfaktoren. Von daher ist es nicht er-staunlich, dass die Beschlüsse zur Bildung einer Sekundarschule fast immer einstimmig er-folgen.
Nach zwei Jahren lässt sich feststellen, dass 42 neue Sekundarschulen beantragt und ge-nehmigt wurden, aber auch 20 neue Gesamtschulen.
Die stellvertretende Ministerpräsidentin hob vor allem die Notwendigkeit des Schulkonsenses hervor. So habe man zwar mittlerweile bei der frühkindlichen Bildung landauf, landab großen Konsens erreicht, beim Thema Schule würden jedoch nach wie vor harte Auseinanderset-zungen geführt, die immer noch sehr stark ideologisch aufgeladen seien. Dies führt dazu, dass oftmals nach einem Regierungswechsel das Bildungssystem wieder umgebaut wird. Gerade die Bildungspolitik muss in einem Zeitraum gedacht werden, der deutlich länger als eine Legislaturperiode ist. Entscheidend sei daher, so Sylvia Löhrmann, die Veränderungs-prozesse vernünftig und lieber etwas langsamer laufen zu lassen. In Nordrhein-Westfalen wurde im Konsens mit allen Parteien vereinbart, dass die jetzt erfolgten Änderungen mindes-tens 12 Jahre so bestehen bleiben.
Nach dem Vortrag schloss sich eine intensive Diskussion mit der Schulministerin an.
Nach fast zwei Stunden bedankte sich Günther Sandmeyer, der bildungspolitische Sprecher der Grünen in Niederbayern, bei Sylvia Löhrmann. Er freue sich, dass es gelungen sei, eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen nach Vilsbiburg zu holen. „So oft haben wir nicht Besuch von der stellvertretenden Ministerpräsidentin des bevölkerungsreichsten Bundeslan-des. Sylvia Löhrmann hat es geschafft, die ideologische Blockade in NRW in der Bildungspo-litik aufzubrechen, was entscheidende Vorteile für die Schülerinnen und Schüler, sowie die Lehrer und für die Kommunen mit sich bringt“, resümierte Sandmeyer.
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