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28.03.22 –
Das Wort Demographie setzt sich zusammen aus den griechischen Begriffen DÉMOS = Volk und GRAPHÉ = Beschreibung. Sie beschreibt die Entwicklung von Bevölkerungen und deren Strukturen. Aussagen wie „es geht dabei doch nur um alternde Gesellschaften“ und „älter werden wir alle irgendwann einmal“, mögen dabei in den Sinn kommen. Diese Sicht greift aber zu kurz. „Die Region Landshut ist eine Wachstumsregion und laut Vorausberechnungen soll sich daran erst einmal nicht viel ändern“, mögen nun einige einwenden und mit Wachstum sind vielfach positive Gedanken verbunden. Damit sei doch alles gut!
Lässt sich das so einfach und pauschal sagen? Warum steigt oder sinkt aber die Zahl an Einwohner*innen? Lässt sich daraus etwas folgern? Und ist das von Bedeutung?
Nein, eine wissenschaftliche Abhandlung über Demographie soll dies nicht werden. Wir werden allerdings nicht umhin kommen, ein klein bisschen Statistik zu betreiben. Lasst Euch überraschen, was Demographie so alles über unseren Ort offenbart. Blicken wir auf den Zeithorizont einer Generation - sprich die letzten 25 Jahre.
861 Personen, um diese Zahl nahm die Bevölkerung in all diesen Jahren zu. 633 Personen waren dies zwischen 2012 und 2019 und 418 Personen von 1995 bis 2004. Addiert ergeben diese Zahlen 1.051 aber nicht 861. Wie kann das sein? Ja! Es gab auch Phasen, in denen die Bevölkerung rückläufig war. Von 2004 bis 2012 war dies der Fall. Um 161 Personen sank sie damals, um weitere 29 Personen dann noch einmal von 2019 auf 2020. Graphik 1 zeigt anschaulich diesen wellenförmigen Verlauf.
Graphik 1: Entwicklung der Einwohner*innen Adlkofens
Warum stieg oder sank der Bevölkerungsstand? Verschiedene Faktoren haben darauf Einfluss. Da ist zum einen die Ausweisung und Bereitstellung von (neuem) Bauland. Aber auch die allgemeine Gesamtwirtschaftslage und das globale Umfeld gehören dazu. Graphik 2 veranschaulicht, dass ein Anstieg häufig mit der Ausweisung neuer Baugebiete einherging: z. B. Himmelreich Süd oder Aigner Straße korrelieren mit Phasen einer Zunahme. Dass dies nicht immer so sein muss, zeigen die Jahre von 2003 bis 2010. Trotz Baulandausweisung in zwei Teilabschnitten war dies eher eine Phase der Stagnation. Auch Krisenjahre korrelieren häufig mit Abnahmetendenzen: z. B. die Finanz- und Bankenkrise 2007/08 oder die Corona-Pandemie mit dem Jahr 2020. Die Statistik weist in solchen Jahren oder den darauf folgenden diesen Zeiten jeweils einen Rückgang auf.
Graphik 2: Ereignisse, die solche Veränderungen der Bevölkerungszahl beeinflussen
Was bedeutet in den jeweiligen Phasen Zuwachs oder Rückgang? Dazu reicht es nicht aus, allein die Veränderung der Zahlen zu betrachten. Erst ein tieferer Blick in die Zahlen verdeutlicht zwei wichtige Sachverhalte:
1. das Verhältnis von Geburten zu Sterbefällen und
2. das Verhältnis aus Zuzug und Wegzug.
Graphik 3 schlüsselt diese Salden auf. Beim Aufrechnen von Geburten und Todesfällen ist zu erkennen, dass es in den Jahren 1995 bis Anfang 2000 regelmäßig deutlich mehr Geburten als Sterbefälle gab. Seit Anfang der 2000er bis zum Jahr 2020 ist dies nur noch sporadisch der Fall. Anders ist die Situation bei Zuzug und Wegzug. Und damit erhalten wir einen wesentlichen Teil der Antwort, warum sich Bevölkerung so entwickelt hat, wie sie es in den letzten 25 Jahren tat. Zuzug wirkte sich besonders stark in den Jahren von 2011 bis 2019 aus. Der Anteil des Saldos aus Zu- und Wegzug an der Veränderung des Bevölkerungsstandes im Gesamtzeitraum (1995 bis 2020) lag bei etwa 85 %, der des Saldos aus Geburten und Sterbefällen bei knapp 15 %.
Graphik 3: Bevölkerungsentwicklung durch Geburten und Sterbefälle, Zuzug und Wegzug aus der Gemeinde
Es gibt aber auch andere Faktoren, die es lohnt genauer zu beleuchten. Auch die Höhe des Zu- und Wegzugs wirkt sich vor Ort aus. Graphik 4 zeigt in Absolutwerten und mit Hilfe von Trendkurven für den Zeitraum 1995 bis 2020 eine deutliche Zunahme der Fluktuation innerhalb der Bevölkerung.
Graphik 4: Bevölkerungsentwicklung durch Zuzug und Wegzug
Wie sieht es bei den Geburten aus? In Graphik 5 ist die Zahl der Geburten auf 25 Jahre verteilt dargestellt. Ebenso ist der Prozentsatz der Geburten an der Gesamtbevölkerung aufgetragen. Der Vergleich der ersten neun, der mittleren acht und der letzten neun Jahre, zeigt den niedrigsten Anteil der Geburten an der Gesamtbevölkerung in den Jahren von 2004 bis 2011. Von 2012 bis 2020 ist er zwar wieder angestiegen, doch bei deutlich niedriger Gesamtbevölkerung war er in den Jahren von 1995 bis 2003 am höchsten.
Graphik 5: Entwicklung der Geburten in Bezug auf die Gesamtbevölkerung
Was bedeutet das für die Alterststruktur? Die Altersschichtung bzw. das Altern der Bevölkerung ist das Thema, dass die Meisten mit Demographie in Verbindung bringen. Unser Dorf nahm zwar an Einwohner*innen zu, doch die Gruppe der unter 18jährigen wurde kleiner aber die der über 50jährigen größer. Die aktuellen Geburtenzahlen kehren diesen Trend nicht um. Grafik 6 zeigt diese Entwicklung in Fünf-Jahres-Schritten.
Graphik 6: Entwicklung der Altersschichtung Adlkofens
Wir können also festhalten: Ausweisung von Bauland korrelierte vielfach mit einer Zunahme an Einwohner*innen. Umgekehrt lässt sich vermuten, dass der Bevölkerungsstand nicht nur aber auch durch die Verfügbarkeit von Wohnraum beeinflusst wird. Ebenso können wir festhalten: Das Mehr an Einwohner*innen ging in den letzten 25 Jahren einher mit zunehmender Fluktuation. Der Anteil der Geburten in Bezug auf die Gesamtbevölkerung hat abgenommen. Die Altersstruktur verschob sich kontinuierlich zu den über 50jährigen. Der Anteil der unter 18jährigen nahm kontinuierlich ab.
Ein Dorf im Wandel der Zeit! Genau das erleben wir. Wie sehr all dies innerhalb nur einer Generation stattfand, zeigt uns die Demographie. Sie setzt dabei die verschiedenen Generationen miteinander in Bezug. Dadurch bildet sie eine wesentliche Erkenntnisgrundlage für die Ausgestaltung einer breiten Anzahl unterschiedlicher, kommunaler Politikfelder.
Quellennachweis: Die Werte, die den Schaubildern zu Grunde liegen, sind über die Internetseite des Statistischen Landesamtes Bayern abrufbar.
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