Zahl der Infektionen mit multiresistenten Keimen steigt

03.12.14 –

In Krankenhäusern im Landkreis Landshut erhöhten sich die Infektionen durch multiresisten-
te Keime, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben, von 2010 bis 2013 um 41
Prozent.
Zu verhindern, dass sich diese hochgefährlichen Krankheitserreger weiter ausbreiten, stellt
das gesamte Gesundheitswesen vor eine immense Herausforderung. Erstmals konnten Ab-
rechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser ausgewertet werden. Das erschreckende
Ergebnis war, dass jedes Jahr bei mehr als 30.000 Menschen, die im Krankenhaus verstar-
ben, ein Keim gegen den kein gängiges Antibiotikum mehr wirksam ist, seine Hand mit im
Spiel hatte. Und zwar jeweils einer der drei multiresistenten Keime, die am meisten verbreitet
sind: MRSA (Methicillinresistenter Stayphylococcus), ESBL (Extended-Spectrum-Beta-
Laktamasen) und VRE (Vancomycin resistente Enterokokken).
Nach der Auswertung dieser Daten unter anderem durch das renommierte Robert-Koch-
Institut stellt sich die Situation im Landkreis Landshut wie folgt dar: Bei insgesamt 27.362
Krankenhauspatienten wurden 138 Fälle von Infektionen durch multiresistente Erreger
(MRE) diagnostiziert. Das sind umgerechnet 5 MRE-Fälle auf 1.000 Patienten. Im Vergleich
dazu wären dies 3,56 MRE-Fälle auf 1.000 Patienten im Jahr 2010 gewesen. Was auf den
ersten Blick nicht besonders dramatisch klingt, bedeutet aber eine Zunahme der Erkrankun-
gen innerhalb von drei Jahren um 41 Prozent. Zumal jede Infektion mit multiresistenten Kei-
men, besonders für ältere Patienten und Menschen mit geschwächter Immunabwehr, die
Gefahr schwerer Komplikationen beinhaltet.
Was sind die Ursachen dieser Entwicklung? Seit 2011 müssen pharmazeutische Unterneh-
men und Großhändler melden, wie viele Antibiotika sie an die Tierärzte abgeben. Zwar gin-
gen die absoluten Abgabemengen im Jahre 2013 auf 1.452 Tonnen zurück, höchst bedenk-
lich ist jedoch, dass mehr Reserveantibiotika an Veterinäre abgegeben wurden. Diese soge-
nannten Reserveantibiotika werden in der Behandlung von Kranken eingesetzt, wenn auch
bei vermeintlich harmlosen Infektionen wie einer Blasenentzündung alle bewährten Antibioti-ka versagen. „Reserveantibiotika werden deutlich niedriger dosiert, somit können mit einer
bestimmten Menge mehr Tiere behandelt werden als mit herkömmlichen Antibiotika“, sagt
Konrad Haberberger, Kreisvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Landshut-Land.
Der übermäßige und teilweise undifferenzierte Einsatz von Antibiotika sowohl in der Veteri-
när- als auch in der Humanmedizin fördert die weitere Entwicklung von multiresistenten Er-
regern. So geht aus dem Antibiotika-Report 2014 „Eine Wunderwaffe wird stumpf – Folgen
der Über- und Fehlversorgung“ der DAK-Gesundheit hervor, dass jedes dritte Antibiotikum,
das Ärzte ihren Patienten verschreiben, nicht notwendig gewesen wäre. „Wenn wir es noch
mehr mit Keimen zu tun bekommen, gegen die sogar Reserveantibiotika nichts mehr aus-
richten, besteht die Gefahr, dass Menschen wie früher an Zahn- oder Harnwegsinfektionen
sterben müssen“, befürchtet die grüne Kreisvorsitzende Petra Seifert. Die Weltgesundheits-
organisation (WHO) warnt bereits vor einer „postantibiotischen Ära“, in der einfache Infektio-
nen zur tödlichen Gefahr werden können.
Die Haltungsbedingungen von Mastschweinen, Puten und Masthähnchen sind deutlich zu
verbessern, indem Aufzuchten, die unter unvorstellbaren Bedingungen erfolgen, wirksam
verboten und die Besatzdichten in den Ställen reduziert werden. Artgerecht gehaltene Tiere
mit einer robusten Immunabwehr müssen nicht mehrmals während der Mast mit Antibiotika
behandelt werden, sondern dies sollte die Ausnahme sein, meinen die beiden Kreisvorsit-
zenden der Grünen im Landkreis Landshut, Petra Seifert und Konrad Haberberger.

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