Die industrialisierte Massentierhaltung fördert die Ausbreitung von EHEC-Erregern

29.06.11 –

Über den EHEC-Erreger, der in Deutschland zu bisher 38 tragischen Todesfällen geführt hat, ist viel spekuliert worden. Welchen Anteil an dieser Epidemie trägt die industrielle Massentierhaltung, die sich immer mehr in der Landwirtschaft ausbreitet, fragen sich die Vorstandsmitglieder von Bündnis ´90/Die Grünen KV Landshut-Land.  Der Schweizer Tierarzt Christophe Notz vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) erklärte dazu in einem Interview in der Sendung Frontal21 im Zweiten Deutschen Fernsehen am 14. Juni 2011:  Der übermäßige Einsatz von Kraftfutter (Getreide und Körnerleguminosen) bei der Fütterung von Hochleistungsrindern führe zu einer vermehrten Bildung und Ausscheidung von EHEC-Keimen bei den Tieren. Die vermehrten Keime landeten mit der Gülle auf den Äckern und erhöhten so das Infektionsrisiko für den Menschen. Intensive Tierhaltung führt zudem zu vermehrtem Antibiotikaeinsatz und Resistenzbildung sowie zu einer insgesamt höheren Keimbelastung. Der ermittelte EHEC-Erregertyp 0104:H4 weist eine achtfache Antibiotikaresistenz auf, was bedeutet, dass dieses Bakterium in seinem Leben mit mindestens acht Antibiotika in Berührung gekommen sein muss. Professor  Dr. Stefan Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie Berlin erklärte am 7. Juni in einem Interview mit der Tageszeitung „Welt-Online“: „Gefährlich ist es immer dort, wo Menschen in engem Kontakt etwa mit Schweinen und Geflügel kommen. Dann können menschliche und tierische Erreger zu neuen, gefährlichen Viren oder Bakterien verschmelzen. Die industrielle Landwirtschaft ist quasi ein Inkubator für neue Krankheitserreger. Überall dort, wo sehr viele Tiere auf sehr engen Raum gehalten werden, können sich Seuchen entwickeln und rasch ausbreiten.“ Obwohl seit 2006 in der Tiermast keine Antibiotika als Wachstumsförderer verfüttert werden dürfen, ist der Verbrauch von Antibiotika in der konventionellen Hähnchenmast angestiegen.

Im Landkreis Landshut hat sich die Schweinemast in den letzten 15 Jahren stark ausgebreitet. Aus den veröffentlichten Zahlen des Amtes für Landwirtschaft Landshut von 2009 ist ersichtlich, dass es seit 1995 zu einer Verdreifachung der Mastplätze gekommen ist. Mittlerweile sind  über 250.000 Schweinemastplätze im Landkreis Landshut vorhanden. Das bedeutet, dass über 625.000 Schweine jedes Jahr zur Schlachtung kommen. Bei der Hähnchenmast ist der Anstieg der Mastplätze noch drastischer ausgefallen. Derzeit gibt es über 600.000 Mastplätze im Landkreis Landshut. 1995 waren es erst 84.000 Mastplätze. Jährlich dürften nun etwa zwischen  6 – 6.5 Millionen Masthähnchen zur Schlachtung kommen. Damit hat der Landkreis und die Stadt Landshut einen Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch von über 500 Prozent und bei Hähnchenfleisch von über 300 Prozent, laut Angaben des Amtes für Landwirtschaft Landshut. Der Agrarpolitische Sprecher Konrad Haberberger und die beiden Vorsitzenden des  Kreisverbandes Landshut – Land von Bündnis `90/Die Grünen Rosi Steinberger und Dietmar Enderlein fordern eine Agrarwende in der bayerischen und europäischen Landwirtschaftspolitik. Ziel einer umweltverträglichen Landwirtschaft müssten bäuerliche Strukturen, eine artgerechte flächengebundene Tierhaltung und die Förderung des ökologischen Landbaues sein.

Konrad Haberberger

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