„Stolz auf Menschen, die Leben retten“

Veranstaltung über Seenotrettung von Flüchtlingen Sea-Eye, eine Aktion die im Herbst 2015 von Michael Buschheuer ins Leben gerufen wurde zur Rettung von Flüchtenden im Mittelmeer. „Menschen ertrinken zu lassen, bedeutet moralisches Versagen und ist durch nichts zu rechtfertigen“, so der Gründer der Organisation, die einen Hochsee-Fischkutter erwarb und zur Seenotrettung umrüstete

06.10.18 –

Die Initiative arbeitet mit ehrenamtlich tätigen Menschen und eine davon ist Judith Barth. Sie war nun auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen nach Warth ins Gasthaus Baumgartner gekommen, um den Gästen in beeindruckenden aber auch bewegenden Bildern ihre Erfahrungen mitzuteilen.

Vorab begrüßte Vorstandssprecherin des Kreisverbandes Christine Aigner die Gäste, namentlich die Direktkandidatin Marlene Schönberger sowie Rudi Schöberl, Mitglied der Kreisgruppe. Zudem konnte sie Marcel Hans willkommen heißen vom „Aktionsbündnis Dingolfing-Landau gegen rechts“. Als neutraler Moderator wirkte der evangelische Pfarrer Matthias Frör, der gekonnt durch den Abend und die Diskussion führte.

Pfarrer Matthias Frör bewegte das Thema Seenotrettung. Selber habe er einen Flüchtling kennenlernen dürfen, der die Überfahrt zwar geschafft, aber aufgrund des Todes seines besten Freundes schwer traumatisiert ist. Schon allein aus christlicher Sicht sei es eine Pflicht, Hilfe zu leisten. „Wir dürfen stolz sein, dass es junge Menschen gibt, die sich von diesem Schicksal anrühren lassen und sich durch ihr konkretes Engagement einsetzen und Hilfe zum Leben retten leisten.“

Und so ein Mensch ist Judith Barth, 21 Jahre, die sich aktuell in der Ausbildung zur Krankenpflegerin befindet und bereits eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht hat. Auf Sea-Eye ist sie über das Internet aufmerksam geworden. Es habe sie beeindruckt, dass der Gründer Michael Buschheuer trotz Beruf und Familie sich der ehrenamtlichen Aufgabe gestellt hat und sich für das Helfen entschieden hat. Die Thematik sei aktueller denn je, auch wenn sie in den Medien nicht mehr zu präsent zu sein scheint. Sie selber hat sich beworben, am Crew-Training in Regensburg teilgenommen und war dann auf die Seefuchs gekommen. Die Crew bestand aus Kapitän, Maschinist, einem Arzt und Laien, teilweise mit medizinischer Erfahrung oder Rettungsschwimmer.

Zwei Wochen war sie vor der Küste unterwegs und musste schnell feststellen, dass Theorie und Praxis voneinander abweichen können. Die Übungen an Geräten, das Auskranen der Boote, Lernen von nautischen Begriffen – jeder sollte auf jedem Gebiet einsatzbereit sein. Über die Seenotleitstelle wurde man zum ersten Notfall gerufen. Die Sea Watch war bereits vorher dort und hatte mit dem Evakuieren des Bootes begonnen, 152 Menschen, mehrere Familien und auch Babys waren es. Eile war geboten, weil ein libysches Boot angefahren kam und damit die Flüchtlinge für sich in Anspruch genommen hätte. Selber schirmte man das Flüchtlingsboot ab, gab Sichtschutz.

137 Menschen waren es, die man aufnahm und sogar über längere Zeit auf der Seefuchs hatte, da kein weiteres Boot zur Hilfestellung vor Ort war. „Alle helfen zusammen“ – so war der Schlachtplan für die kommenden Tage. Genügend Trinkwasser hatte man, an Essen und Decken mangelte es, da man ja nicht auf Rettung ausgelegt war. Platzmangel, kalte Nächte, es seien unwürdige Bedingungen gewesen. In Gesprächen hat man erfahren, dass die Flüchtenden geschlagen und gefoltert wurden, persönliche Schicksalsschläge – von Sexsklaven bis hin zum Verlust ganzer Familien durch Anschläge, es waren traurig stimmende Geschichten, die aber auch zum Weitermachen motivierten. Nach der zweiten Nacht kam schließlich die Küste Italiens in Sicht und man konnte die Menschen gut im Hafen übergeben. „Bei der Rückfahrt war ganz komische Stimmung an Bord, es war leer“ – es war auch der letzte Einsatz, ehe sich Judith Barth wieder auf den Heimweg nach Deutschland machte. Aktuell können die Schiffe aufgrund verschiedener Gegebenheiten nicht fahren, doch die Organisation Sea-Eye spare auf ein neues und größeres Schiff unter deutscher Flagge. In einer anstehenden Diskussion stellte sich Judith Barth gerne den Fragen ihrer Zuhörer, die sich sehr beeindruckt von ihrer Arbeit zeigten.

„Fre“ aus Eritrea war es, der mit diesem Bericht seine persönliche Geschichte nochmals vor Augen geführt bekam. Er selber kam aus Libyen mit einem Boot nach Sizilien, hat ähnliches erlebt und ihm wurde 2014 geholfen. Dafür dankte er nun an diesem Abend mit Blumen: „Danke an alle Helfer“.

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