Konsens über Stärkung des ländlichen Raums - Podiumsdiskussion mit Marlene Schönberger

Podiumsdiskussion der Landauer Zeitung – Landtagskandidaten zu vielen Themen befragt

28.09.18 –

Um den Bürgern Stoff für die Wahlentscheidung am 14. Oktober zu liefern, hat die Landauer Zeitung am Donnerstagabend zu einer Podiumsdiskussion im Gasthaus Zum Oberen Krieger eingeladen. Teilgenommen haben acht Direktkandidaten des Stimmkreises – Dr. Petra Loibl (CSU), Florian Huber (SPD), Jutta Widmann (Freie Wähler), Marlene Schönberger (Die Grünen), Marco Altinger (FDP), Klaus Seufzger (ÖDP), Josef Seidl (AfD) und Hans-Jürgen Müller (Bayernpartei) sowie Listenkandidat Dennis Neubert (als Vertretung für Aleksandra Freinecker, die ihre Teilnahme krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, Die Linke). Moderiert wurde die Runde von Monika Bormeth und Sonja Ettengruber, Redaktionsleiterinnen im Verlag. In einem Punkt waren sich die Kandidaten einig: die Stärkung des ländlichen Raums im Stimmkreis.

Angesprochen auf das aktuelle Umfrage-Tief der CSU, gab sich Dr. Petra Loibl unbeeindruckt: „Von Umfragewerten lassen weder ich mich noch wir uns als Partei verunsichern.“ Über sich selbst sagt die 53-Jährige, „tief konservativ und christlich verwurzelt zu sein“. Aus diesem Grund liege es ihr am Herzen, hinter Traditionen, der Heimat und dem heimischen Dialekt zu stehen, diese zu erhalten, zu stärken.
Wichtig sei es ihr zudem, Wohnraum zu schaffen und Eigentum zu fördern. „Eigentum ist uns wichtig, auch als Altersvorsorge.“ Ihre Partei würde es jedoch den Kommunen und Bürgermeistern überlassen, wie und wo genau Gelder eingesetzt werden. „Aber natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass sich das auf dem Land einfacher darstellt als in Ballungsräumen.“ Aufgeschlossen zeigt sich Petra Loibl einer möglichen Begrenzung der Amtszeit von Landtagsabgeordneten. „Grundsätzlich ist es gut, eine solche Begrenzung zu wählen, dann wäre ich aber für eine einheitliche Regelung – vielleicht nicht zehn Jahre, 40 müssen es aber auch nicht sein.“ Für Loibl ist die anstehende Wahl „eine Art Persönlichkeitswahl, denn die Person, die die Interessen des Stimmkreises vertritt, ist wichtig“.

Florian Huber konnte es sich nicht verkneifen, einige Spitzen in Richtung seines Namensvetters Erwin Huber zu setzen: „Gemeinsam haben wir nur den Nachnamen, dass wir beide aus Niederbayern und aus einfachen Verhältnissen kommen.“ Hinterlassen habe Erwin Huber hingegen unter anderem einen erheblichen Nachholbedarf in Sachen Straßenbau. Auch die Fachoberschule in Dingolfing habe Erwin Huber stets verhindert – erst ein Heinrich Trapp und ein Udo Egleder hätten diese ermöglicht. „Ich möchte nur sagen, dass der Landkreis auch in SPD-Vertretung keineswegs schlechte Zeiten hatte.“
Man müsse „mehr und großflächig bauen, den privaten Wohnungsbau stärken und die spekulativen Geschäfte beim öffentlichen Wohnungsbau unterbinden“. Die Lacher im Saal hatte er auf seiner Seite, als es um mögliche Koalitionen ging: Man werde sich keinen Gesprächen mit demokratischen Parteien verweigern – nur mit der AfD wird es keine Koalition geben. „Gut, mit Söder wird es auch schwierig, aber der wird nach der Wahl ja sowieso ausgetauscht.“

Jutta Widmann möchte sich vor allem für eine gerechter verteilte Politik einsetzen: „Im Verhältnis zwischen Politik und Bürger sollte es eine Repräsentation von unten nach oben geben – und nicht, wie so oft beim Regieren, von oben nach unten.“ Ein politisches Ziel sei es, Kita-Gebühren abzuschaffen, zudem solle jeder Haushalt Zugang zu schnellem Internet bekommen – „vor allem zur Stärkung des ländlichen Raums, sonst ist dieser benachteiligt“. Ein großes Plus sieht Widmann im deutschen Dualen Bildungssystem: „Da sollte sich Europa lieber nach uns richten als wir nach Europa.“ Möglichen Koalitionen steht sie grundsätzlich offen gegenüber, „schließlich muss man Verantwortung übernehmen – aber nicht um jeden Preis“.

„Gern in der FDP“ ist Marco Altinger. „Ich bin ein waschechter Niederbayer und habe die Schnauze voll vom immer Gleichen. Man sollte seine auch mal unangenehme Meinung immer offen und direkt sagen dürfen – dafür würde ich auch im Landtag stehen.“ Politisch sei er gegen die Mietpreisbremse, ebenso gegen das „Einzug halten von sturer Bürokratie“. Einsetzen möchte er sich für flächendeckendes Handynetz und schnelles Internet. Kritisiert hat er den „bei uns herrschenden Akademisierungswahn“. Man solle mehr Praxisbezug in die Schulen und Leute ins Handwerk bringen – „quasi learning by doing“. Was die Wahl angeht, „so müssen wir erst mal die Fünf-Prozent-Hürde schaffen“.

Klaus Seufzger gibt für seine ÖDP ein klares Wahl-Ziel von sechs Prozent aus: „Wir sind durchaus positiv gestimmt, das auch zu schaffen.“ Stimmen für seine Partei seien zudem keineswegs „weggeworfene Stimmen“, wie oftmals verbreitet würde. Was das Thema „Miete/ Wohnraum“ angeht, so ist für Seufzger klar: „Natürlich muss man bauen, um Wohnraum zu schaffen. Die sich stellende Frage lautet in vielen Fällen jedoch: wo?“
Eins der größten Projekte der nächsten Jahre ist für den 35-Jährigen das Verlegen von Glasfaser-Kabeln direkt in die Häuser. Fast etwas unerwartet spricht sich der Software-Ingenieur auf der anderen Seite für eine „analoge Schule bis mindestens zur siebten Klasse“ aus. „Der Umgang mit digitalen Medien soll nicht generell verboten werden, aber da stehe ich eher für weniger als mehr.“ Über den Stand seiner Partei im Wählerspektrum sagt er lachend: „Attraktiv sind wir als Partei schon jetzt, nur der Wähler weiß es wohl noch nicht.“

Erfreut über die derzeitigen Umfragewerte ihrer Partei zeigte sich Marlene Schönberger. „Wir haben unsere Werte sogar verdoppelt, das sind echte Rekord-Umfragewerte.“ Gleichzeitig warnt sie jedoch vor Übermut: „Es war noch nie ratsam, schon nach der ersten Halbzeit zu jubeln.“ Sehr am Herzen liege ihr das Thema „Wohnraum/Miete“. Sie selbst komme aus einem Dorf, daher wisse sie aus eigener Erfahrung, dass der ländliche Raum für junge Leute oftmals nicht attraktiv sei. Sie fordert Glasfaseranschluss für jeden Bauernhof und würde auf staatlichen Wohnungsbau setzen – hebt aber mahnend den Zeigefinger: „Jede Förderung von Leuten, die sich so etwas ohnehin leisten können, würde am Problem vorbeigehen.“ Ein weiteres ihrer Anliegen ist, den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken und früher oder später kostenlos zu gestalten.
Kritisiert wird von der 27-Jährigen, „dass es wohl eine gläserne Decke gibt, über die Frauen nicht hinwegkommen“. Dies liege jedoch nicht an fehlenden Qualifikationen, „sondern daran, dass Frauen einfach nicht die Chancen bekommen. Daher fordern wir eine Frauenquote“. Was mögliche Koalitionen angeht, so ist für Marlene Schönberger zumindest die CSU keine Alternative: „Drückt man eine Asyl-Verschärfung nach der anderen durch, ist das keine Partei, mit der man zusammenarbeiten kann.“

Ganz klar von rechtsradikalem Gedankengut distanziert hat sich Josef Seidl. „Wir haben sogar in unserer Satzung stehen, keine NPD-Mitglieder aufnehmen zu wollen – das ist so sonst bei keiner anderen Partei der Fall.“ Er fühle sich gut aufgehoben in der AfD, „bestimmte Sachen an der Bundespolitik muss man jedoch klar kritisieren“.
Für Seidl müsse die Infrastruktur gestärkt werden. Ein Problem sieht der 55-Jährige in der ständig zunehmenden Überlastung der Straßen. „Daher sollte man den Güterverkehr auf die Schiene bringen.“
Für Josef Seidl sind „die Menschen unser Kapital für die Zukunft“. Daher sei es umso schlimmer, dass beispielsweise die Pflege auf der Strecke zu bleiben scheint. Einer der wichtigsten Punkte sei es, in Zukunft mit den Arbeitnehmern wieder besser umzugehen.
Bezüglich der Kritik an seiner Partei findet Seidl klare Worte: „Wir haben nicht gespalten. Vielmehr sind wir das Ergebnis der Spaltung, die Angela Merkel mit ihrer Politik selbst eingeleitet hat. Regieren wir, dann würde vieles anderes.“ Doch auch in der Opposition kann er sich die AfD gut vorstellen: „Umso besser eine Opposition ist, desto besser muss eine Regierung sein.“

Dennis Neubert ist es wichtig, klarzustellen, „dass wir keinesfalls die Gesellschaft spalten, sondern den Reichtum umverteilen wollen“. Bayern sei ein reiches Land, „die, die das Ganze erarbeiten, haben aber in den meisten Fällen nichts davon.“ Im Bereich der Bildung macht er sich für eine Änderung des viergliedrigen Schulsystems hin zu einer Gemeinschaftsschule stark. „Auf diesem Weg könnten wir die Ellenbogengesellschaft überwinden, die durch den Wandel der Gesellschaft entstanden ist.“

In erster Linie für „den bayerischen Bürger und nicht nur für Deutschland da sein“ möchte Hans-Jürgen Müller. „Erst mal soll es uns selbst wieder gut gehen, ehe wir alles Geld nach Berlin schicken.“ Im ländlichen Raum wolle man vor allem für kleinere Handwerksbetriebe die Bürokratie reduzieren. Das dreigliedrige Schulsystem solle man beibehalten, „jeder solle nach seinen Fähigkeiten gefördert werden – Kinder schon im Kindergarten und nicht erst ab der achten Klasse oder noch später“. Mit Blick auf den 14. Oktober „versuchen wir, in den Landtag zu kommen. Ich war inzwischen so lange an Infoständen auf Stimmenfang, bis zur Wahl mache jetzt erst mal nichts mehr, sondern Urlaub – also wählt mich“, sagt ein lachender Hans-Jürgen Müller.

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