„Heiße Zelle“ für alle Zwischenlager gefordert

Die mögliche Einlagerung von Castoren aus der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Sellafield in das Zwischenlager Bella in Ohu schlägt derzeit hohe Wellen. Mit dieser Einlagerung drohe ein atomares Endlager, heißt es in einer laufenden Petition. Grund dafür ist die mangelnde Reparaturmöglichkeit der Castoren. Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger informierte bei der Kreisversammlung der Grünen in Mirskofen darüber, warum die Petition alles andere als sinnvoll zu sein scheint und warum auch das „Bella“ die „heiße Zelle“ braucht.

18.02.19 –

Die Forderungen der Grünen in der Auseinandersetzung zum Thema „Atommüll-Castoren“ sind klar formuliert: mehr Sicherheit und Reperaturmöglichkeiten an allen Zwischenlagerstandorten. Die derzeitige Diskussion um die Castoren könne man nur verstehen, wenn man einen Blick zurückwerfe, erläuterte Rosi Steinberger, Vorsitzende im Umweltausschuss des bayerischen Landtags. Steinberger erklärte, dass nach dem Atomgesetz nur Atomkraftwerke (AKW) betrieben werden durften, die einen Entsorgungsnachweis für den Atommüll besaßen. Einen Endlagerstandort gibt es allerdings bis heute nicht. AKWs hätten demnach nie in Betrieb gehen dürfen. Um dies zu umgehen, galt eine Wiederaufbereitung des Atommülls in England und Frankreich als „Entsorgungsnachweis“. Die Länder hatten Interesse daran, Plutonium und Uran aus dem deutschen Atommüll zu gewinnen. Auch aus den AKWs Isar wurden 139 Castoren in die Wiederaufbereitungsanlagen (WAA) gebracht, um dort an das wiederverwertbare Plutonium und Uran zu kommen. Der Rest blieb als Atommüll zurück und musste vom Herkunftsland wieder zurückgenommen werden, erläuterte Steinberger.

Gorleben nicht so geeignet als Zwischenlager

Viele Jahre habe man den wiederaufbereiteten Atommüll ins Zwischenlager nach Gorleben gebracht. Gorleben war jedoch eine rein politische Entscheidung, erklärte Steinberger. Im Jahr 2005 wurde die Wiederaufbereitung gestoppt. Daher veranlasste der Gesetzgeber, an den Atomstandorten Zwischenlager zu errichten, leider ohne einheitliche Sicherheitsstandards. In Gorleben stehe eine Halle, erzählt Steinberger, die noch weniger gesichert sei als das Lager in Ohu. Decke und Wände seien dort etwa um 25 Zentimeter dünner.

Vor dem Hintergrund des Wiederaufbereitungsstopps unterscheiden sich die Castoren. Die WAA-Castoren besitzen nicht mehr, sondern höchstens genau so viel Radioaktivität, erklärte Steinberger.

Widerstand eine reine Gewissensberuhigung

Derzeit lagern am Standort Ohu bereits 59 Castoren. Im Endausbau, also wenn alle Brennelemente aus den Reaktoren Isar 1 und 2 in Castoren verpackt sind, werden es etwa 115 Castoren sein. Dazu kämen nach Vereinbarung die weiteren sieben Castoren aus der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield. Für 150 bietet das Bella Kapazität. Steinberger vermisse bei der Diskussion die Berücksichtigung der 115 Castoren, die ohnehin im Bella stehen würden. „Das kommt mir vor wie eine Gewissensberuhigung“.

Für die Castoren brauche man Einlagerungs- und eine Transportgenehmigung. Castoren könne man so lange öffnen, solange das AKW in Betrieb ist. Ist das nicht mehr der Fall, müsse man ohne „Heiße Zelle“ einen Fügedeckel auf die Castoren aufschweißen, wenn der sogenannte Primärdeckel undicht wird. Das Gleiche gelte für die Castoren aus den Wiederaufbereitungsanlagen. Würde ein neuer Deckel aufgeschweißt werden, hieße das auch, dass man die Castoren nie mehr öffnen könne. „Ob das in 20 Jahren noch Stand der Technik ist, muss man bezweifeln“, sagte Steinberger.

„Heiße Zelle“ kein de facto Endlager

Mit der heißen Zelle hätte man eine Reparaturmöglichkeit für Eventualfälle, die jetzt noch keiner überblickt, sagte Steinberger. Eine „Heiße Zelle“ bedeute auch kein de facto Endlager, denn ein reparierter Castor sei eher transportfähig in ein irgendwann bestehendes Endlager, als ein kaputter mit aufgeschweißtem Deckel.

„Was mehr Sinn machen würde, als die Petition von Niederaichbachs Bürgermeister und dem Landrat, wäre eine Nachrüstung aller Zwischenlager auf ein größtmögliches Schutzniveau, denn sicher ist, dass wir so schnell den Müll nicht loswerden“, merkte Steinberger an.

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